„Das ist kein richtiges Leben“
Im Rahmen der Politischen Bildung an unserer Schule erhielt Khan M., ein pakistanischer Flüchtling, die Möglichkeit, unseren Schülerinnen und Schülern von seinem Leben in Pakistan und seinem Leben als Flüchtling in Vorarlberg zu erzählen. Die meisten Poly-Schüler hatten zwar schon von den Taliban gehört, doch was es bedeutet in einem Land zu leben, in dem Terror und Folter auf der Tagesordnung stehen, konnten sie sich nicht vorstellen. „Ich habe die ersten achtzehn Jahre meines Lebens in Pakistan gelebt und gedacht, das wäre das richtige Leben. Jetzt weiß ich, dass ein Leben ohne Menschenrechte gar kein richtiges Leben ist”, schilderte der junge Paschtune, der in den eineinhalb Jahren in Vorarlberg schon sehr gut Deutsch gelernt hat und daneben sechs andere Sprachen spricht.
Khan ist in Pakistan in der Region Swabi an der Grenze zum Talibangebiet aufgewachsen. Demokratie war für ihn ein Fremdwort – Dorfchef war der mit den meisten Waffen. Die Schule fand im Freien statt, nur der Lehrer hatte ein kleines Vordach, falls er überhaupt kam und nicht gerade einen anderen Job hatte.
Ein wichtiges Anliegen war Khan, den Schülern zu erklären, dass Taliban keine Muslime, sondern reine Terroristen sind, die die Religion für ihre Zwecke missbrauchen. Khan erlebte den Terror direkt - es wurden auch Mitglieder seiner Familie ermordet. Er überlegte lange, ob er überhaupt von den Taliban erzählen soll, denn nur sein Erzählen kann eine große Gefahr für seine Familie darstellen.
Khan selber gelang es zu Fuß über die Türkei und Griechenland bis nach Österreich zu flüchten.
Hier in Österreich erlebte Khan erstmals, was Demokratie bedeutet und sieht sich gewissermaßen als Botschafter seines Volkes. „Mein Wunsch wäre, dass alle Menschen so leben können wie in Österreich und der EU. Menschenrechte sollten für alle gelten – Gott, Allah hat alle gleich gemacht”, so Khan. Die Menschen bei ihm zu Hause wüssten gar nicht, wie ein Leben ohne Waffen, ohne Krieg und Terror, dafür aber mit Bildung, Arbeit und Menschenrechten funktioniert.
Khan erzählte den PTS-Schülern auch von der Perspektivlosigkeit vieler Flüchtlinge in Vorarlberg. Davon was es bedeutet, nicht arbeiten zu dürfen und nur darauf zu warten, ob man bleiben kann oder zurück muss: „Der Kopf geht kaputt”. Khan selber hat das Glück, dass er bei der Dornbirner Familie Rusch Unterstützung findet. Das, was er bisher gelernt hat - sei es Demokratie, Menschenrechte oder Deutschkenntnisse - gibt er im Rahmen des Projektes „Raum-Basis” an andere Asylsuchende, die neu in Vorarlberg sind, weiter. Wie jedoch seine Zukunft aussehen wird, steht in den Sternen. Auch Khan muss darauf gefasst sein, jederzeit zurück nach Pakistan geschickt zu werden.
Meinungen
Der Vortrag hat mich sehr beeindruckt. Ich finde es schlimm, dass Khan Angst haben muss, abgeschoben zu werden. Ich habe das Gefühl, Österreich und die EU wissen zwar vom Terror in Pakistan, schauen aber einfach weg. - Chantal
Die Geschichte von Khan hat mich sehr berührt. Er hat uns erzählt, wie Menschen in seiner Umgebung brutal gefoltert oder ermordet wurden. Beeindruckt hat mich auch der Mut von Khan, der sich zu Fuß auf die Flucht gemacht hat. - Vanessa
Ich habe den Eindruck, dass man Khan ins offene Messer laufen lässt, wenn man ihn einfach zurück nach Pakistan schickt. Ich hoffe sehr, dass er hierbleiben darf und weiß erst jetzt zu schätzen, wie fein wir es hier bei uns haben. - Anna-Lena
Von den Problemen mit den Taliban habe ich zwar gewusst, ich hätte es mir aber nicht so hart vorgestellt. Es ist richtig schlimm, was mit der Familie von Khan passiert ist. Ich habe jetzt mehr Verständnis für Flüchtlinge und Asylanten. - Kaan